Schildkröten, REGENwald und Natur pur…

Nachdem wir die Südkaribik hinter uns gelassen hatten, setzten wir unsere Reise entlang der Küste in Richtung Norden fort.

Nach gut zwei Stunden endete die asphaltierte Straße abrupt. Die letzten 20 Kilometer führten uns über eine raue Schotterpiste.

Jetzt verstanden wir, warum wir für 40 Kilometer eine ganze Stunde benötigen sollten. Eine kleine Straßensperre zwang uns zum Anhalten. Zum Glück sind die hilfsbereiten Einheimischen sofort zur Stelle gewesen und leiteten uns mühelos zu unserem Ziel: Caño Blanco. Pura Vida!

Die Straße schlängelte sich an einer riesigen Bananenplantage vorbei. Der Besitzer? Del Monte. Hier werden die Bananen tatsächlich noch unter mühsamen Bedingungen „handverlesen“.

Solche Arbeitsbedingungen wären in Deutschland undenkbar. Aber Hauptsache, wir können uns über das Kilo Bananen für 1,99 € im heimischen Supermarkt freuen.

Endlich in Caño Blanco angekommen, wurden wir bereits von Miguel herzlich empfangen. Ab hier ging es nur noch ohne Auto weiter. Der Nationalpark Tortuguero ist ein von Wasserstraßen durchzogenes Paradies, und unser Hotel liegt direkt an der Laguna del Tortuguero, nahe der Mündung zur Karibik.

Miguel empfing uns schon in Caño Blanco, checkte uns bereits im „Hafen“ ins Hotel ein und notierte alle Touren, die wir geplant hatten. Sobald das Gepäck verladen war, ging es los.

Nach gut 90 Minuten und einer kurzen Tour durch den Nationalpark, erreichten wir unser Hotel. Dort wurden wir bereits mit einem erfrischenden Tuch und frisch gepresstem Fruchtsaft herzlich empfangen.

Zunächst hieß es: Entspannen. Am Abend wartete ein großes Highlight auf uns. Bis dahin genossen wir einen Cocktail und ließen die Seele auf unserem schwebenden Bett auf dem Balkon baumeln.

Gegen 19:30 Uhr war es endlich soweit: Unser Guide holte uns am Hotel ab, und wir setzten über den Fluss auf die andere Seite über, um die Küste zu erreichen. Ab jetzt galt strikte Disziplin – nur noch rotes Licht war in der Dunkelheit erlaubt. An der Karibikküste wurden zwei grüne Meeresschildkröten gesichtet, die ihre Eier ablegen wollten. Es ist untersagt, die Schildkröten vor der Eiablage, also in den ersten 3 Phasen (an Land gehen, den Bereich säubern und das Loch ausgraben), zu beobachten. Also warteten wir geduldig, bis die erste Schildkröte an Land kam und ihr Nest ausgehoben hatte. Nach etwa einer Stunde war es endlich soweit – wir durften uns der Schildkröte nähern. Während sie in Trance ihre Eier ablegte, konnten wir zusehen, wie sie eines nach dem anderen vorsichtig in das gegrabene Loch ablegte. Eine einzige Schildkröte kann bis zu 150 Eier legen, was ausreichend Zeit für eine beeindruckende Beobachtung bot.

Nachdem die Eiablage abgeschlossen war, konnten wir verfolgen, wie sie die Eier mit Sand bedeckte und mit ihren Flossen festklopfte – ein fast schon kurioser Anblick. Zum krönenden Abschluss beobachteten wir die zweite Schildkröte, wie sie sich erschöpft aber entschlossen auf den Weg zurück ins Meer machte. Ein unvergessliches Erlebnis, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Da keine Fotos erlaubt waren, bleibt uns nur dieses Beispielbild als Erinnerung.

Der nächste Morgen begann sehr früh. Bereits um 6 Uhr startete unsere Tour durch die Flussgabelungen von Tortuguero. Es gab viel zu entdecken: Neben Tukane und Papageien begegneten uns auch Eisvögel, Brüll- und Spinnenaffen sowie Kaimane – all das auf einem erstaunlich kleinen Flecken Erde.

Nach dieser spektakulären Tour stärkten wir uns mit einem ausgezeichneten Frühstück und ließen die Seele ein wenig baumeln. Am Nachmittag stand eine aufregende Kajak-Tour auf dem Programm. Der Regenwald sollte für uns dabei eine völlig neue Bedeutung bekommen.

Um 14 Uhr war es dann soweit: Unsere Kajak-Tour begann. Unser Guide kam uns bereits lachend entgegen, und wir ahnten schon, was uns erwartete – dunkle Wolken zogen über dem Dschungel auf.

Wir fuhren mit dem Boot in den Dschungel und stiegen dort in die Kajaks um. Es gibt kaum etwas Schöneres, als die Stille der Wildnis zu genießen und den Geräuschen des Dschungels zu lauschen – wäre da nicht der Regen gewesen, der allmählich einsetzte.

Auch wenn die Bilder es nicht ganz widerspiegeln können, hatten wir auf dieser Tour jede Menge Spaß. Hat man sich erst einmal dem Regen ergeben, vergisst man ihn schnell wieder. Natürlich hörte es kurz vor Ende der Tour auf zu regnen. Warum auch nicht?

Als wäre der Regen nicht genug gewesen, versperrte uns auf dem Rückweg ein kürzlich umgestürzter Baum den gesamten Kanal. Kein Durchkommen möglich. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns zusammen mit unserem Guide und dem Bootsführer durch den Dschungel zu kämpfen, um die Meeresküste zu erreichen. Nach einem anstrengenden Marsch erreichten wir die Mündung des Flusses in die Karibik. Dort fanden wir eine wacklige Hütte vor, bewohnt von einem älteren Mann und einer Schar Hühner. Wir waren schockiert über den vielen Plastikmüll, der an die Küste gespült wird – und mitten drin der alte Mann mit seinen Hühnern. Fassungslos standen wir da und wussten in diesem Moment nicht wohin mit uns. Die allgegenwärtigen Aufräumaktionen an Stränden wirkten in diesem Moment etwas heuchlerisch. Das Problem ist so viel größer und macht einen sprachlos.

Nach einer Weile gabelte uns ein anderes Boot vom Hotel auf. Der Bootsführer bekam eine Machete in die Hand gedrückt, mit der er sich auf den Weg zurück zum Boot machte.

Zurück im Hotel ging es direkt unter die heiße Dusche. Aufgewärmt ließen wir den Abend im Restaurant ausklingen, begleitet von den Klängen einer spanischer Gitarre und den Erfahrungen des Tages.

Am nächsten Tag erwartete uns die Sonnenliege, von der aus wir dutzende Vögel und einige Leguane beobachten konnten. Das ist Costa Rica.

Bevor wir unseren letzten Abend in Tortuguero ausklingen ließen, wagten wir uns in der Dämmerung noch einmal in den Dschungel. Nachts ist der Dschungel tatsächlich viel spannender, denn in den Abendstunden sind die meisten kleinen Tiere aktiv.

Nun heißt es langsam Abschied nehmen von dieser außergewöhnlichen Gegend. Der Tortuguero-Nationalpark gehört zu den schönsten Parks Costa Ricas, und die Vielfalt der Tierwelt ist überwältigend. Am nächsten Tag geht es ins Landesinnere, in die Thermalregion rund um den markanten Vulkan Arenal. Dort warten bereits die nächsten Entdeckungen auf uns.

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